Über Südafrika nach Rio

Vor jeder neuen Saison steht die Frage, was kann ich besser bzw. anders machen, um in der neuen Saison bessere Ergebnisse zu erzielen und mehr aus mehr herauszuholen.

Durch die neue Situation, erstmals nicht zum Jahresende in Kienbaum zu sein, da ich im Februar 2015 meine Ausbildung bei der dort stationierten Bundespolizeisportschule erfolgreich beenden konnte und nun für den Sport freigestellt bin, das Training schon deutlich eher zielgerichtet starten zu können, befinde ich mich mittlerweile schon im dritten Trainingslager der Saison.

Im Mittelpunkt dieser Saison stehen natürlich die Olympischen Spiele. Und so heißt es diesmal über Südafrika nach Rio. Schon im November weilte ich in Stellenbosch unter der südafrikanischen Sonne, um erste Gehkilometer zu absolvieren. Vom 14. Januar bis zum 10 Februar war ich nun in Dullstroom, ehe es am 29. Februar noch mals nach Südafrika nach Potchefstroom geht.

Dullstroom liegt rund 3 Autostunden nordöstlich von Johannesburg auf ca. 1800m Höhe. Bei Temperaturen zwischen 20°C und 30°C lässt es sich somit auch deutlich besser als im teilweise verschneiten bzw. kalten Deutschland trainieren. Das Trainingslager wird geleitet von Bundestrainer Ronald Weigel, welcher hier seine eigene Potsdamer Trainingsgruppe mit Christopher Linke, Nils Brembach und mir, sowie Carl Dohmann vom SCL -Heel Baden-Baden betreut.

Während bisher auch viele semispezifische Trainingsinhalte auf dem Plan standen, vor allem im absolvierten Skilager im Dezember in Balderschwang, ist das aktuelle Trainingslager von Geheinheiten geprägt.

Wir trainierten und lebten etwas abseits der Ortschaft auf der Walkersons Farm, untergebracht in einem kleinen Häuschen namens Mark´s Cottage mit Blick auf die weite Natur. Hauptaugenmerk im Training liegt auf der Bildung eines stabilen Fundaments, auf welches während der Saison aufgebaut werden kann. Und so wurden teilweise 200km pro Woche absolviert. Diese setzten sich natürlich aus mehreren Einheiten zusammen. Von mittellangen Einheiten (20-25km), über die langen Kanten (30-40km) bis zu einer zweiten Geheinheit am Nachmittag (10-15km). Dazu gesellen sich etwas intensivere Einheiten, wie 5x5km, 8x3km oder das Berg-An-Gehen (max. 18km), wovon die letzten 8km ununterbrochen den Berg hinauf führen. Zur Regeneration werden auch einige lockere Läufe sowie Wanderungen eingebaut, schließlich mussten fast 4 Wochen gurchgehalten werden.

Um ein gutes Trainingsniveau zu halten, hat sich für 14 Tage Physiotherapeut Thorsten Heß von der LG Hohenlohe – 1. FC Igersheim auf der Farm einquartiert. Er kennt die Geherbeine mittlerweile sehr gut, da er nun schön des Öfteren die Gruppe in Trainingslagern unterstützte.

Große Ausflüge wurden in diesem Jahr allerdings nicht unternommen. Da Südafrika sehr weitläufig ist, müssten man dafür lange Fahrten mit dem Auto auf sich nehmen, und der Körper käme nicht dazu, sich zu regenerieren. Aber man kann auch so einiges sehen. Auf der Farm begegnet man immer wieder mal eine Gruppe Zebras und Springböcken. Mit etwas Glück kreuzen sich die Wege auch mit einer kleinen Gruppe Warzenschweinen oder einzelnen Schakalen. Auf der 5km langen Pendelstrecke (2,5km je Richtung) auf der der Farm haben wir sogar eine Vogelspinne gesehen.

Im Trainingslager stand wieder Selbstverpflegung an. Trotzdem steht immer etwas ordentliches auf dem Tisch, um die Energiespeicher für die kommenden Aufgaben wieder zu füllen.
Man kann in Südafrika aber auch gut essen, egal wo man hingeht., und auf Grund des für uns guten Kurses auch preiswert. Nach langen und harten Einheiten begaben wir uns anschließend ins knapp 300m entfernte Hotel, um nicht noch selbst in der Küche zu stehen. An einigen Abenden ging es außerdem nach Dullstroom, um dort im Restaurant "Mayfly", seit einiger Zeit schon unser Standardanlaufpunkt, leckere Steaks zu essen.

Dullstroom ist übrigens ein beliebter Ort für Ausdauersportler. So waren nicht nur wir in dem kleinen südafrikanischen Ort. Neben uns war eine weitere kleine deutsche Gruppe dort, die Trainingsgruppe von Beate Conrad, mit der Hindernisläuferin Jana Sussmann, und den 1500m-Läuferinnen Agata Strausa (beide LT Haspa Marathon Hamburg) und Tabea Themann (SV Molbergen). Außerdem trainierten auch Läufer aus Schweden, den Niederlanden und Belgien in Dullstroom, sowie mit Jarkko Kinnunen, Aku Partanen und Eemili Kiiski auch drei finnische Geher. Allerdings scheint auch eine Trennung zu geben. Während sämtliche Läufer und Läuferinnen im Ort Dullstroom trainieren und leben, sind die Geher auf der Farm untergebracht und absolvieren dort ihre Einheiten.

Da sich der Aufenthalt in den letzten Tage überschnitt, nutzten wir die Chance, um am Abend mit den Finnen einige Stunden beim Pokerspielen verbrachten.

Am 1. März geht es dann erneut nach Südafrika, nach Potchefstroom auf rund 1400m Höhe. Denn schon am 9. April folgt die erste Bewährungsprobe beim EAA Permit Meeting in Podebrady/CZE. Dann soll möglichst die Olympianorm über 20km (1:22:00h) fallen. Übrigens hat der DOSB die Normen in der Leichtathletik angepasst. In fast allen Disziplinen wird nun die vergleichsweise leichte Norm des Weltverbandes IAAf angewendet. Ausnahmen bilden der Marathon und die Gehdistanzen. Über 50km konnte ich auch schon die alte Norm von 3:52:00h unterbieten (neu: 3:53:00). Die neue Norm über 20km kommt mir allerdings etwas zu Gute. So konnte ich in meiner Karriere bisher dreimal unter 1:22:00h bleiben, auch wenn dies nicht das Maximum dieser Saison sein soll.


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