Aus bei Kilometer 40,5km

Nach 40,5km war diesmal leider Schluss (Foto: RaceWalk Pictures - Philipp Pohle)
Nach 40,5km war diesmal leider Schluss (Foto: RaceWalk Pictures - Philipp Pohle)

Am 14. Oktober wurden die Deutschen Meisterschaften über 50km in Gleina ausgetragen. Nachdem ich im zurückliegenden Saisonverlauf gerade im Sommer eine ansteigende Form nachweisen konnte, entschied ich mich die 50km in diesem Jahr noch in Angriff zu nehmen, um eventuell einen sicheren Startplatz bei den Europameisterschaften zu erkämpfen, schließlich hat der Deutsche Meister bei unterbieten der Norm einen sicheren Platz in Berlin. Am Ende spielten Form und Witterungsbedingungen nicht mit, sodass ich das Rennen bei Kilometer 40,5km vorzeitig beendete.

Nach den Weltmeisterschaften standen erstmal 3 ruhigere Wochen an, ehe ich in die Vorbereitung auf die 50km startete. Mitte September konnte ich mit dem Deutschen Meistertitel bei den Deutschen Meisterschaften im Bahngehen sowie neuer persönlicher Bestleistung über 10000m nochmals eine gute Form nachweisen. In der nur kurzen Zeit der Vorbereitung versuchte ich vor allem nochmals viele Kilometer in Potsdam und Umgebung abzuspulen. Am Ende standen dann einige 35er, allerdings auch nur eine 40km-Einheit auf dem Plan. 

Dementsprechend war die 50km auch ein kleines Risiko. Das Tempo sollte kein Problem sein, eher die Streckenlänge auf der ohnehin anspruchsvollen Runde in Gleina. Trotzdem ging ich zuversichtlich in den Wettkampf. Mein Tempo war auf eine Zielzeit um die 3:50h ausgerichtet.

Am Tag vor dem Wettkampf ging es für meinen Trainer, Ronald Weigel, und mich nach Gleina. Direkt an der Strecke im Start-/Zielbereich bezogen wir unser Quartier. Anschließend absolvierte ich auf den umliegenden asphaltierten Agrarwegen noch eine abschließende Trainingseinheit. 

Foto: RaceWalk Pictures - Philipp Pohle
Foto: RaceWalk Pictures - Philipp Pohle

Für den Wettkampftag waren Temperaturen bis zu 20°C angesagt. Und so zeigte sich auch der frühe Wettkampfmorgen. Allerdings wehte ein ordentlicher Wind durch die Straßen des Weindorfes, welcher sich im Tagesverlauf verstärkte. Nach dem Startschuss ging ich mit in die Spitzengruppe, zusammen mit Dominic King (Großbritannien) und Anett Torma (Ungarn), welche die 20km in Angriff nahm. Während Torma das Tempo schnell nicht halten konnte, funktionierte die Zusammenarbeit mit King gut. Allerdings wurde mir schon in Runde 1 bewusst, dass ein Alleingang heute schwer werden würde. Auf 500 eh schon leicht ansteigenden Meter kam nun noch der Gegenwind hinzu. Leider verlangsamte auch Dominic King bei ca. 13 Kilometern schon das Tempo auf Grund zweier Disqualifikationsanträge und so mussten ich den Kampf doch allein in Angriff nehmen. Die 10km-Abschnitte absolvierte ich um die 46min. Dies funktionierte bis Kilometer 30 auch ganz gut. Nun wurde es allerdings doch anstrengender. Der Kilometer 20 bis 30 war dabei auch der schnellste, was auch dem Wind begründet war. Um auf diesem Abschnitt keine Zeit zu verlieren, versuchte ich etwas aktiver zu gehen, was teilweise aber zu etwas schnelleren Runden führte. Nun machte sich das allein gehen leider bemerkbar. Ab dem 35. Kilometer ging es dann kräftemäßig weiter bergab, was sich nun auch in den Zwischenzeiten bemerkbar machte. Kilometer 40 passierte ich noch bei 3:07:37h, stieg dann kurz danach aber entkräftet aus.

Zu diesem Zeitpunkt lag ich immer noch in Führung, allerdings kam Nathaniel Seiler schon immer näher, die Norm war außerdem zu diesem Zeitpunkt auch fast außer Reichweite. Das vorzeitige Aussteigen war aber trotzdem eine Kopfsache. Der Alleingang war mental sehr fordernd, hinzu kam der Gegenwind, welcher in der Phase des Nachlassens der Kräfte sämtliche Motivation raubte. 

Der Wettkampf hat allerdings auch etwas positives. Es sollte auch ein Test werden, auf welche Distanz ich meinen Fokus für die Heim-Europameisterschaften legen will. Dies wird nun die 20km sein. Auf diese Strecke werde ich meine ganze Energie legen, um mein Ziel in Berlin zu erreichen.

Zwar bin ich in Gleina mutig angegangen, werfe mir aber auch nichts vor. Klar kann man sich auch Ziele setzen, die leichter zu erreichen sind damit auch die Erfolgsaussicht höher, dass liegt aber nicht in meinem naturell. Auch deshalb bin ich auf Bestleistungskurs gegangen. Vielleicht hätte ich allerdings auf den Start verzichten sollen, denn die Vorbereitung war dann doch nicht ausreichend, um vor allem bei schwierigen Bedingungen zu bestehen.

Glückwunsch an Nathaniel Seiler und Jonathan Hilbert, welche sich bis ins Ziel durchquälten und sich somit mit Gold und Silber belohnten.