Trainingslager Mexiko

Die Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin rücken immer näher. So wird auch das Training intensiviert, neue Reize werden gesetzt. So trainiere ich vom 7. März bis zum 2. April in der Höhe Mexikos, in Toluca. Am 7. April steht mit dem Gehermeeting in Podebrady/CZE die erste Standortbestimmung an.

Am 7. März ging es ins Ungewisse, für fast 4 Wochen ins Trainingslager nach Mexiko. Das erste Mal Mexiko, das erste Mal deutlich über 2000m. Unser Standort ist Toluca, eine Industriestadt mit einer halben Million Einwohner. Hier haben Firmen wie Henkel, Pfizer, Bayer, Nestle, General Motors und Heineken Produktionsstandorte. Der Ort liegt auf rund 2600m NN. Bisher haben wir auf maximal 2000m NN trainiert. Für das Highlight des Jahres sollen neue Reize gesetzt werden.

 

 

In der Stadt herrscht tagsüber Verkehrschaos und trotzdem finden sich reichlich Trainingsmöglichkeiten, in extra angelegten Parks, in welchen Laufrunden auf Sand, aber auch asphaltierten Radrunden angelegt sind. Diese eignen sich perfekt zum Gehen. Außerdem haben wir die Möglichkeit nahe des Flughafens auf einer noch nicht in Betrieb stehenden Autobahn, im Nationalpark Desierto de los Leones auf 3000m NN, bzw. auf der Berg-An-Strecke oberhalb des Centro Ceremonial Otomi bis auf 3600m zu trainieren. So konnte ich bisher viele Kilometer absolvieren. In der ersten Woche noch deutlich langsamer als gewohnt, doch spätestens am 7. Tag war ich gut angepasst und trainiere annähernd wie auf heimischer Höhe. In der extremen Höhe ist es vor allem wichtig, die Reize sinnvoll zu setzen. Zu viel oder zu schnell trainiert, und der Körper benötigt mehrere Tag zur Regeneration. So liegt das Hauptaugenmerk im Training der Grundlagenausdauer. Zwei Tempoprogramm standen zusätzlich auf dem Programm, allerdings im sehr moderaten Tempo.

 

In unserer Gruppe läuft die Anpassung allerdings sehr unterschiedlich, dabei gehöre ich zu denen, die schnell angepasst waren. In Mexiko trainiere ich zusammen mit Christopher Linke (SC Potsdam), Karl Junghannß (LAC Erfurt), Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) und Carl Dohmann (SCL -Heel Baden-Baden) unter der Leitung von Bundestrainer Ronald Weigel, welcher vom Berliner Physiotherapeuten Marco Pelz unterstützt wird. Neben den unterschiedlichen Strecken sorgen aber auch viele mexikanische Geher für Abwechslung - ist Toluca doch, so wie das nahegelegene Mexiko City, eine Geherhochburg. Regelmäßig trainiere ich so auch mit dem Silbermedaillengewinner der WM in Berlin 2009 Eder Sanchez zusammen, welcher uns zu gleich als ortskundiger Führer zur Seite steht und uns eines der touristischen Highlights zeigte. Eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädte Amerikas, Teotihuacan, heute vor allem wegen seiner Pyramiden bekannt, darunter die dritthöchste Pyramide der Welt. In der Anpassungsphase erklommen wir außerdem auch den Krater des Nevado de Toluca, ein vor mehreren hundert Jahren erloschener Vulkan. Dabei gelangten wir sogar auf 4500m NN.

 

Für mich ist das Trainingslager bisher ein voller Erfolg. Ich konnte meinen Plan gut erfüllen, viele Kilometer sammeln, diese auch in einem guten Tempo absolvieren. Nun steht am 7. April der erste kleine Formtest an. Dann werde ich direkt aus Mexiko kommend beim Gehermeeting in Podebrady an den Start gehen. Eine Woche später folgt die Deutsche Meisterschaft in Naumburg/Saale, ehe am 6. Mai mit den Team-Weltmeisterschaften in Taicang/CHN der erste Höhepunkt ansteht. Für mich geht es dabei in erste Linie um die Qualifikation für das Europameisterschaftsrennen über 20km am 11. August. Zwei der drei Plätze sind bereits vergeben, um den letzten muss ich in den kommenden Rennen kämpfen.

 

Übrigens mussten wir während des Trainingslageraufenthaltes auf den Konsum von Fleisch verzichten. Die NADA (Nationale Anti-Doping Agentur) hat für Mexiko und China eine Warnung wegen Verunreinigungen mit Clenbuterol herausgegeben. Dies ist als Mastmittel, steht aber auch auf der Dopingliste. Dies war für mich eine ungewohnte Umstellung mit der ich einigermaßen klarkomme. Allerdings freue ich mich auf diverse Fleischgerichte bei der Rückkehr nach Europa.