Über Beeskow nach Doha

Nun ist es offiziell. Ich werde am 4. Oktober 2019 bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha/QAT im 20km-Gehen am Start stehen. Der Deutsche Leichtathletikverband hat die Nominierung im Gehen bereits vorgenommen. So kann ich mich nun gezielt auf den Wettkampf vorbereiten.

Vorher war ich noch beim internationaler Gehermeeting in La Coruna/ESP am Start. Im zweitschnellsten Wettkampf in der Geschichte des Gehen konnte ich meine bisherige Saisonbestleistung aufstellen. Der Wettkampf in La Coruna hat mir gezeigt, dass sich meine Form doch in die richtige Richtung bewegt.

Auf Grund der hohen Teilnehmerzahlen wurden die eigentlich parallel stattfindenden Wettbewerb getrennt und so fiel der Startschuss für das 20km Gehen der Männer erst 19:30 Uhr. Im Vorfeld zeigten bereits die Frauen, dass auf der Strecke an der spanischen Atlantikküste einiges möglich ist. Über 100 Geher aus der gesamten Welt wollten sich dann auch auf die Strecke begeben. Dementsprechend voll war es am Start. Den zweiten Kilometer absolvierte das gesamte Feld unter 4 Minuten. Das lag vor allem daran, dass etliche Athleten mit ihren Positionen im Feld nicht zufrieden waren. Ich fand schnell eine gute große Gruppe und war mit einem hohen Tempo unterwegs. Kilometer passierte ich in 20:11min, die Halbzeit nach 40:26min. Die Olympianorm (1:21h) war in Reichweite. Es wurde allerdings auch anstrengend. Das hohe Tempo, sowie das ständige Abbremsen und Beschleunigen an den engen Wenden kostete viel Kraft. Kilometer 15 konnte ich noch bei 1:00:42h erreichen. Auf den letzten drei Kilometern waren die Kraftreserven jedoch aufgebraucht. Nun hieß es sich ins Ziel zu kämpfen. Gut war, dass die Strecke voll war. Wer auf welchem Platz war, wusste man auf Grund der hohen Leistungsdichte im riesigen Feld eh nicht, ob überholt oder überrundet hat man später in der Ergenisliste lesen können, aber so hat man immer Ziele gehabt, an welche man sich für einige Meter orientieren konnte. Nach 1:21:29h kam ich ins Ziel. Immerhin noch meine drittbeste Zeit meiner Karriere. Platz 28 sagt dann viel über das Niveau des Wettkampfes aus, in welchem Christopher Linke (SC Potsdam) den deutschen Rekord einstellte.

Das Ergebnis zeigt, dass es in die richtige Richtung geht. Die Saison war darauf ausgerichtet, hier in einem starken Feld eine Saisonbestleistung aufzustellen. Hätte ich im Trainingslager in Mexiko wie geplant trainiert können, wäre auch die gewünschte Olympianorm möglich gewesen.

Vielen Dank an Jakob Johannes Schmidt (SC Potsdam), der erst selbst im 10km-Wettbewerb am Start war, diesen gewann und die Norm für die U20-EM unterbieten konnte und anschließend unsere Betreuung im Wettkampf übernommen hat.

Im Anschluss an den Wettkampf in La Coruna stand eine Regenerationsphase an. Diese wurde auf Grund des späten Termines der Weltmeisterschaften nötig. Vom 23. Juni an verbrachte ich diese in den Alpen. Sieben Tage war ich von Hütte zu Hütte unterwegs und konnte mental etwas abschalten. Die zu diesem Zeitpunkt ungewöhnliche großen Schneemengen vor Ort sorgten für ein besonderes Wandererlebnis, machten die Touren aber auch etwas länger und anstrengender. Mit den neu gewonnenen Kräften geht es nun in die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften.

Am 17. Juli starten wir ins Trainingslager an der Sportbasis Belmeken in Bulgarien. Dieses Trainingslager hat mittlerweile Tradition, machen wir dort bereits alljährlich Station, um etliche Kilometer im Rilagebirge zu absolvieren. Das Hauptaugenmerk liegt im Training der Ausdauer und der Kraftentwicklung. Diese Eigenschaften werden in Doha von besonderer Bedeutung sein, da die hohen Temperaturen in Qatar einen schnellen Wettkampf verhindern werden.

Ein letzter Formtest steht dann am 17. August an. Es wird der Deutsche Meister im Bahngehen gesucht. Ausgetragen wird diese Meisterschaft in diesem Jahr in meiner Heimatstadt Beeskow. Dort gehe ich auch als Titelverteidiger an den Start. Die Verteidigung wird allerdings eine große Herausforderung werden. Umso mehr freue ich mich über zahlreiche Unterstützung.

Den letzten Feinschliff hole ich mir dann in St. Moritz, ehe ich mich auf die extremen Wetterbedingungen in Doha sowie die ungewöhnliche Startzeit (23:30 Uhr) vorbereiten werde.