U23-Europameister - nun doch

Ungleicher Kampf, lange versuchte ich mit den beiden Russen Schritt zu halten, nun ist klar, dass die Voraussetzungen nicht gleich waren.
Ungleicher Kampf, lange versuchte ich mit den beiden Russen Schritt zu halten, nun ist klar, dass die Voraussetzungen nicht gleich waren.

U23-Europameisterschaftsbronze-medaillengewinner, kurze Zeit danach auf Platz 2 gerutscht und mit dem 22. März 2019 nun U23-Europameister von 2013. Irgendwann schlägt die Gerechtigkeit immer zu. Nach der Disqualifikation von Pyotr Bogatyrev im Juni 2014 auf Grund von Doping, wurde heute auch die Sperre von Aleksandr Ivanov bekannt. Er rückte einst für seinen Landsmann auf den Europameistertitel. Von Juli 2012 bis August 2014 werden alle seine Ergebnisse aberkannt. Ivanov wurde übrigens wenige Monate nach den U23-Europameisterschaften im finnischen Tampere 20km-Weltmeister der Männer in Moskau/RUS.

Es ist ein emotionales Thema, ein emotionaler Moment. Wie soll man reagieren, sich freuen? Wütend Sein? Oder einfach nur enttäuscht? Was bringt einem die nachträgliche Korrektur, außer die Gewissheit, dass Gerechtigkeit siegt.

Ich habe versucht einige Gedanken in Worte zu fassen und den Wettkampf Revue zu passieren.

Verhaltene Freude im Ziel über Bronze, jetzt weiß ich, es wäre Gold gewesen.
Verhaltene Freude im Ziel über Bronze, jetzt weiß ich, es wäre Gold gewesen.

Es war der 10. Juli 2013, Tag 0 der U23-Europameisterschaften im finnischen Tampere, meine letzte Chance nochmals bei einer internationalen Nachwuchsmeisterschaft eine Medaille zu gewinnen. Mit diesen hohen Erwartungen bin ich auch nach Finnland gereist. Die Entscheidung im Gehen der weiblichen U23 ist gerade gefallen, so durften auch wir an die Startlinie. Obwohl am Nachmittag, schien das Feld noch etwas müde und begann sehr langsam, also entschied ich mich mein Tempo zu gehen. Einige Kilometer war ich allein an der Spitze, ehe Bogatyrev und Ivanov auf mich aufschlossen. Im Trio ging es einige Runden weiter, ehe ich dem Tempo der Beiden nicht mehr folgen konnte. Mit schwindender Kraft, aber die Medaille vor dem Auge konnte ich Platz 3 ins Ziel retten, mit einer mäßigen Zeit von 1:25:04h. Damals stellte ich fest: ", dass die Russen noch in einer ganz anderen Liga gehen." Nun kenne ich auch die Ursache dafür, es war von Beginn an ein Kampf mit ungleichen Mitteln. Dies enttäuscht mich aus verschiedenen Gründen. Zum Einen um das Hören der eigenen Nationalhymne betrogen, zum anderen wären vielleicht viele Dinge anders gelaufen. Ob es der Wettkampf selber ist - Mit der Goldmedaille vor Augen, wäre ich in der zweiten Rennhälfte vielleicht nicht so eingebrochen - oder aber mögliche Preisgelder und Sponsoren. Vielleicht wäre auch der Start bei der Weltmeisterschaft 2013 in Moskau mit einer "Wildcard" möglich geworden, war ich 2013 doch Deutscher 20km-Meister, Jahresschnellster und anscheinend Europas bester U23-Geher.

Bei der Siegerehrung konnte ich mich schon mehr freuen, erste Enttäuschung im Ziel war gewichen
Bei der Siegerehrung konnte ich mich schon mehr freuen, erste Enttäuschung im Ziel war gewichen

Als Sportler geht man immer davon aus, dass im Wettbewerb alle mit den gleichen Waffen kämpfen, so gestaltet man seine eigene Taktik und reagiert im Rennen auch auf Veränderungen. Deshalb ist es oft mit einer nachträglichen Disqualifikation nicht getan, weil ein Wettbewerb einen anderen Verlauf genommen hätte. In meinem Fall bin ich mir sicher, dass es auch ohne Bogatyrev und Ivanov zu Gold gereicht hätte, da ich das Heft des Handelns vom Start weg selbst in die Hand genommen habe. Allerdings musste ich im Wettbewerb einen negativen Moment erleben, die beiden Russen kurz nach Halbzeit ziehen lassen zu müssen. Dies könnte meine zweite Rennhäfte beeinflusst haben, dem verpassten WM-Rennen bei den Männern trauer ich insofern schon nach. Über den nachträglichen Sieg kann ich mich freuen, weil die Gerechtigkeit am Ende doch siegt, aber er bringt mir am Ende nichts. Enttäuscht bin ich auch, weil ein faires Gratulieren bei der Siegerehrung nichts bringt, anscheinend unangebracht war, beide im Zusammenhang mit der Siegerehrung ein Anti-Doping-Banner mit dem Slogan "Clean Win" mit dem Wissen der Lüge unterzeichnen. Ich würde mich freuen, die "echte" Medaille in den Händen halten zu dürfen und den Moment der Würdigung nochmals zu erfahren, liebend gerne mit denen auf dem Podium, welche wie ich mit fairen Mitteln einen Wettkampf bestreiten.